Seit Jahren arbeite ich im Bereich Bürgerbeteiligung. Häufig konzeptionell und machmal auch operativ setzen wir Bürgerbeteiligungsverfahren um oder beraten Kolleginnen und Kollegen. Noch nie – wirklich noch nie – war ich selbst Teilnehmer einer Bürgerbeteiligung. Jetzt endlich ist es soweit.
Jetzt hat sich eine Gelegenheit ergeben, bei einem Beteiligungsverfahren in meinem Quartier teilzunehmen. Gegenstand ist die Umgestaltung des Diakonissenplatzes bei uns um die Ecke.
Früher Teil des Ensembles Diakonissengärten, Diakonissenhaus und -klinik war auf dem Platz diagonale Wegstrecken. Im 2. Weltkrieg kam dann unter den Platz ein Bunker, der auch heute noch da ist (und dort auch bleiben muss). Nach dem Krieg wurde auf dem Platz der erste Kinder-Verkehrsübungsplatz Deutschlands gebaut. In den nachten Jahren zieht der Übungsplatz in Richtung Vogelsang. Nun ist die Gelegenheit, Idee für eine Neugestaltung zu sammeln.
Bei einer Veranstaltung im Bürgerzentrum West konnten Anwohnerinnen und Anwohner Ideen, Meinungen und Wünsche für die zukünftige Gestaltung äußern. Dazu wurden vier Arbeitsgruppen gebildet. Jede Gruppe sollte auch zwei „Visionen“ oder übergeordnete Idee für ihre Vorschläge finden. Thematisch gab es keine Vorgaben. Zu Beginn stellten der Moderator und der Bezirksvorsteher Rahmenbedingungen vor, die berücksichtigt werden mussten. Zum Beispiel wird der unterirdische Bunker so bestehen bleiben. Deshalb bleiben auch mindestens zwei oberirdische Zugänge sowie die Belüftungsbestehen. Auch muss das kleine Gebäude des Verkehrsübungsplatzes abgerissen werden (Asbestbelastung) und die Umwidmung in Parkfläche bedeutet auch, dass darauf kein Gebäude gebaut werden darf.
Am Ende stellte einE VertreterIn jeder Gruppe die Wünsche und Anregungen vor. Diese wurden dann an Stellwänden geclustert und konnten dann von allen Teilnehmenden gesichtet werden (mit Klebepunkten). Vier anwesende Planungsbüros, die auch anwesend waren, können sich diese Ideen nun zu eigen machen und ihre Entwürfe erarbeiten. Im Juni werden diese uns vorgestellt.
Methodisch war die ganze Veranstaltung ziemlich einfach. Es zeigt auch, dass man keinen riesigen Aufwand betreiben muss, um Einwohnerinnen und Einwohner beteiligen zu können. Es waren circa 80 Leute da, was eigentlich ziemlich gut ist. Man hätte vielleicht noch 20 Personen zufällig aus der Umgebung auswählen können, denn viele Anwesenden hatten ihre eigene Agenda (urban gardening-Fraktion, Parkplatz-Bewahrer,…). Mit dem „Zufallsbürger“ hätten man diese „Interessengruppen“ noch etwas relativieren können.
Ich bin jetzt wirklich gespannt, was die Büros aus den Ideen machen. Zu hoffen ist, dass die Stadt (besser: der Gemeinderat) diese Ergebnisse dann auch berücksichtigt.
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