Wenn das neue Jahr fortschreitet und die Temperaturen steigen, kommt auch wieder die Zeit der Gewitter und Unwetter. Während mit dem Klimawandel auch das Risiko von Starkregenereignissen steigt, so haben für mich gefühlt auch die Gewitter zugenommen. So gefährlich dieses Gewitter auch sind, so faszinierend ist es auch, ein Gewitter zu beobachten.
Letztes Jahr hatte ich die ausgesprochen glückliche Fügung ein Gewitter in Stuttgart beobachten zu können, das direkt von Süden her auf die Stadt zuzog. Da die Sicht auf die Gewitterwolke quasi ungetrübt war, konnte ich die nachfolgenden Bilder machen. Pünktlich zur neuen Saison beschreibe ich hier gerne, wie man zu solchen Bildern kommt.
Vorab noch ein Hinweis: Gewitter sind gefährlich… auch wenn man sich in großer Entfernung davon aufhält. Vereinzelte Blitze treten auch kilometerweit vom tatsächlichen „Aufenthaltsort“ des Gewitters auf (siehe Mythos 2). Vor allem dann, wenn man erhöht und im Freien steht, ist ein Gewitter eine gefährliche Sache. Im Zweifel also die Sachen lieber früher wieder zusammen packen als zu spät.
Ausrüstung: Kamera, Stativ, Fernauslöser
Drei Dinge sind zwingend nötig, um Bilder von Blitzen machen zu können. Eine DSLR- oder Systemkamera ist notwendig, um vor allem die Belichtungszeit und den Fokus manuell einstellen zu können. Da sich ein Blitz nicht ankündigt, ist es am besten die Kamera auf ein Stativ zu schrauben und einen kabelgebundenden oder kabellosen Fernauslöser zu verwenden: In der Regel kann der Auslösemechanismus eingerastet werden. Dann löst er ein Bild nach dem anderen aus. Sicherlich können bessere Kameras programmiert werden, mehrere Bilder nach dem Auslösen aufzunehmen. Damit man einen Blitz erwischt, muss man faktisch mehrere hundert oder sogar tausende Bilder machen. Es bietet sich also auch an, eine etwas größere SD-Karte zu verwenden
Zur rechten Zeit am richtigen Ort!
Glücklich kann man sich schätzen, wenn man etwas erhöht wohnt und einen schönen Blick auf aufziehende Gewitter hat. In der Regel kommt ein Gewitter stets aus ähnlichen Richtungen. Auch aus Gründen der Sicherheit ist der Aufenthalt in einer Wohnung natürlich das beste. Für Stuttgart beispielsweise ziehen sie in der Regel vom Westen oder vom Süden her über die Stadt. Besonders gut sehen wir sie von unserer Wohnung aus Richtung Süden her kommend. Besonders passend steht hier der Fernsehturm im Weg.
Mit der Internetseite lightningmaps.org kann man schön beobachten, wo sich gerade Gewitter aufhalten und in welche Richtung sie ziehen. In Kombination mit dem Regenradar (hier oder hier) lässt sich auch gut abschätzen, ob man vielleicht bereits vorher im Regen steht und die Bilder dadurch eher schlechter werden. Bei Regenschauer sind die Blitze nicht sauber zu sehen. (Blöd sind auch tiefhängende Wolken, die zu reinen Wetterleuchten führen.)
Im Endeffekt muss man Glück haben. Und wenn man gezielt Blitze fotografieren will, kommt man ums Sturm-Jagen nicht herum.
Wie mache ich jetzt das Bild?
Okay. Nehmen wir an, wir haben einen optimalen (und sicheren) Platz gefunden. Das Gewitter zieht auf uns zu und es ist vielleicht düster oder sogar schon dunkel. Wie machen wir nun die Bilder?
Im Endeffekt heißt es: rumexperimentieren. Ich habe die Kamera auf manuelles Programm (M) gestellt und den Autofokus sowie den Bildstabilisator ausgemacht. Letzteren braucht man nicht, wenn die Kamera auf dem Stativ ist. Im Dunkeln und in den Himmel funktioniert der Fokus meist auch nicht. Die ISO-Zahl kann man bei 100 oder 200 lassen, die Blende muss dann allerdings groß sein (f4/f5.6). Eine kleine Blende (f16+) führt zu einer größeren Tiefenschärfe. Allerdings muss man bei Dunkelheit die ISO-Zahl womöglich so erhöhen, dass die Bilder rauschen. Bei der Belichtungszeit reichen ein bis vier Sekunden. Sie sollte nicht länger sein, denn sonst überbelichtet die Kamera den Blitz und man sieht seine Struktur und Form nicht. Bei den abgebildeten Bildern war die ISO auf 100, die Blende bei f4/f6.5) und die Belichtungszeit bei <1-3 Sekunden.
Hat man eine gute Einstellung gefunden, macht man einfach Serien. Wenn es nicht blitzt, werden die Bilder unterbelichtet. Blitzt es aber in der Zeit, in der belichtet wird, fängt die Kamera die Blitze super ein. Natürlich ist auch eine große Portion Glück dabei.
In diesem Sinne: Viel Erfolg.
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